Packender Dreikampf in Warburg

18 Läufe gibt es beim Nordhessencup, 17 liegen hinter uns. Mit etwas zeitlichem Abstand geht es für die Nordhessen am 27. 9. ins westfälische Warburg. Etwas Zeit also, um auf die Konstellationen in der Gesamtwertung und der Kombiwertung zu blicken.

Während die meisten Entscheidungen schon recht sicher entschieden sind, gibt es hier und da noch Spannung. In mancher Altersklasse sind die ersten Plätze noch sehr umkämpft.

Wenn wir auf die Gesamtwertungen blicken, so dürften 6 der 8 großen Gesamtwertungen entschieden sein:

- 5km Männer: Lorenz Funck, MT Melsungen (nach vier zweiten Plätzen in Folge!)

- 10 km Männer: Felix Kaiser, TSV Niederelsungen (seit 2007 zum elften Mal!)

- 20 km Männer: Lukas Pieritz, TSV Niederelsungen (und dazu noch 5. über 10 km!)

- 10 km Frauen: Anne-Carin Maron, TV HeLi (ihr erster Gesamtsieg!)

- 20 km Frauen: Klara Schween, LG Vellmar (erstmals überhaupt dabei!)

- Kombi Frauen: Marja-Leena Palisaar, TSV Niederelsungen (wenn sie in Warburg ins Ziel kommt)

Offen ist es noch über 5 km bei den Frauen. Und ganz besonderes Augenmerk wollen wir an dieser Stelle auf die Kombinationswertung bei den Männern richten. Denn während über 5 km die Läuferinnen im direkten Gegenüber antreten, verlangt der Nordhessencup bei der Kombi-Wertung aufgrund seiner einzigartigen Wahlmöglichkeiten im Vorfeld viel Planungsgeschick.

Die drei Protagonisten sind Martin Herbold (Foto links), der in Kaufungen die Führung übernommen hat, Daniel Tesch (Mitte), der knapp dahinter folgt und ebenfalls in seinem Wohnort Kaufungen ein paar Punkte gutmachen konnte, sowie Robin Schmidt (rechts), der von den dreien wohl stärkste Läufer, der aber, weil in Kaufungen nicht am Start, auf Platz 3 zurückgefallen ist.

Die Abstände zwischen den dreien sind denkbar gering:

1. Martin Herbold (M35, Tuspo Borken) - 46331 P.

2. Daniel Tesch (M45, Kaufungen) - 46304 P.

3. Robin Schmidt (M30, TSV Niederelsungen) - 46284 P.

Diese geringen Abstände in Punkten bedeuten einen zeitlichen Abstand von gerade einmal 47 Sekunden zwischen Platz 1 und Platz 3 auf der 20-km-Strecke, 24 sec. auf der 10-km-Strecke oder 12 sec. über 5 km.

Nun ist es aber nicht so, dass die drei unbedingt in einem Rennen gegeneinander antreten, sondern sie müssen schauen, wo sie sich noch verbessern können, denn alle drei Läufer haben bereits ihre 8 Läufe eingebracht, die mindestens 2 Läufe auf allen drei Strecken umfassen müssen. Robin Schmidt hat 8 Wertungen stehen, Daniel Tesch 9 und Martin Herbold 10. Da man die besten 8 Wertungen einbringt, kann man nun schauen, wo dies am ehesten möglich ist.

Beginnen wir beim Vorjahressieger Robin Schmidt, der seit 2007 für den TSV Niederelsungen beim Nordhessencup aktiv ist, und u. a. schon eine Halbmarathonzeit von 1:10:53 vorweisen kann. Er hat auch im Nordhessencup 2025 zwei sehr starke Läufe über die Langstrecke gezeigt. Eine Verbesserung auf dem Halbmarathon in Warburg wäre möglich, aber er müsste darauf spekulieren, dass die Medianzeit, die beim Nordhessencup die mittlere Punktzahl bringt, etwas höher ausfällt. Eine 1:15 bei einer Medianzeit von 1:45 brächten 5800 Punkte, was eine Steigerung von 164 Punkten bedeuten würde.

Über 10 km bringt er die Eschweger Punkte mit. Dort gab es wegen der gleichzeitig stattfindenden Hessischen Straßenlaufmeisterschaft eine sehr gute Medianzeit. Darum ist Robins Punktzahl mit 2729 Punkten trotz einer sehr guten 34:01 ziemlich niedrig. Hier könnte er sich bei einer vergleichbaren Zeit in Warburg und einer zwei Minuten höheren Medianzeit etwa 120x2=240 Punkte verbessern. Voriges Jahr ist er in Warburg 5 km gelaufen. Holt er dieses Jahr die gleiche Punktzahl, könnte er sein Heckershauser Ergebnis um 48 Punkte verbessern, was nur dann gerade so reichen würde, wenn die beiden anderen nicht starten würden.

Robin Schmidt muss also wohl auf eine der beiden längeren Distanzen setzen.

Daniel Tesch, früher von Bielefeld aus im Nordhessencup unterwegs, hat zwar in seiner neuen Heimat Kaufungen seinen bislang schlechtesten Wert aus Vellmar verbessern können und sich so auf Platz 2 gesetzt. Für ihn bedeuten aber die Punkte aus Kaufungen die niedrigste Punktzahl, die nun eigentlich weiter verbessert werden müsste. Doch dazu müsste er wohl in Warburg unter 36 laufen und auf eine hohe Medianzeit hoffen. Daher erscheint eine wesentliche Verbesserung über 10 km unwahrscheinlich. Sehr ähnlich ist es über 20 km. Und auch über 5 km müsste eine Steigerung auf unter 17 her, um etwa 80 Punkte gutzumachen. Daniel Tesch hat daher die schwierigste Ausgangsposition.

Martin Herbold, der seine größten Stärken über 800 m hat, ist seit vielen Jahren auf fast allen Strecken erfolgreich unterwegs, seit 2005 auch im Nordhessencup. Für ihn war der Sieg in Kaufungen ein großer Schritt nach vorne. Von den 8 Wertungen, die einzubringen sind, hat er eine, die klar ausbaufähig ist. Es sind die 5199 Punkte aus dem Lauf bei der LSG in Kassel. Dort lag er knapp 20 Minuten unterhalb der Medianzeit. Könnte er nun den Halbmarathon in Warburg in 1:22 laufen bei einer Medianzeit von 1:45 gäbe das 121 Punkte mehr als bislang, was dann gerade so vor Robin Schmidt reichen könnte, wenn dieser 1:15 liefe (s. o.).

Fassen wir zusammen: 

- Bei der Kombi-Wertung im Nordhessencup spielt die Wahl der Strecke und die Kalkulation der möglichen Punkte auf einer der drei Strecken eine bedeutende Rolle. Ein oder mehrere Streichresultate zu haben, kann da am Ende hilfreich sein.

- Da die Medianzeit entscheidet, spielt am Ende auch immer der Zufall mit. Weil in Warburg zudem viele westfälische Läufer mitlaufen, andererseits viele NHC-Läufer ihren Platz schon fest haben und darum auf anderen Sportveranstal-tungen sein werden, sind die Läufe in Warburg ganz anders zusammengesetzt, was eine vorherige Berechnung der Medianzeit eher erschwert.

- Martin Herbold kann zunächst abwarten, wo sich die anderen melden und ob überhaupt. Andererseits muss er wohl die Karte Langstrecke spielen, um am Ende eine Chance haben, vorne zu bleiben.

- Sollte Robin Schmidt dann ebenfalls auf den Halbmarathon setzen, müsste er 8 Minuten vor Martin Herbold ins Ziel kommen. Läuft er die 10 km, muss er in blendender Tagesform sein und auf eine mittlere bis hohe Medianzeit dort setzen.

- Würde auch Daniel Tesch auf die lange Strecke in Warburg setzen, gäbe es einen echten Showdown, aber es würde ihm nur dann nutzen, wenn er so schnell laufen könnte wie Robin Schmidt, was ihm auf 5 km in Heckershausen fast gelungen ist. Vielleicht ist die 5km-Strecke mit etwas Glück und einer tollen Leistung der Schlüssel zum dann überraschenden, aber angesichts des Alters höchst verdienten Gesamtsiegs – aber es geht nur mit einer hohen Medianzeit. Und das sind dann eben die Zufälle, die der Nordhessencup bereithält und von denen wir jetzt noch nichts wissen.

- Am Ende werden vielleicht alle drei nach einer tollen Leistung ins Ziel kommen. Und keiner weiß in dem Moment, zu welchem Platz es am Ende reichen wird. Selbst dann nicht, wenn allmählich die Live-Ergebnisse eintrudeln. Erst wenn der letzte Läufer des Nordhessencups 2025 im Ziel ist, stehen die Medianzeiten fest, und dann wird gerechnet. Wer von den dreien hat am Ende die Nase vorn?

- Spätestens am 8. November bei der Siegerehrung in Kaufungen werden dann alle Nordhessencup-Freunde das Ergebnis kennen.

(Text: Hans-Gerrit Auel, Fotos: Marco Berger)



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