Montagskolumne: Von Fersensporn bis Lernansporn

 

Liebe Läuferinnen und Läufer,

kann man aus einer Laufverletzung etwas Gutes machen? Aber immer. Aber wie, wenns doch weh tut?

Mitte des Lebens nennt man das wohl, wenn man beim Binden der Laufschuhe stöhnen muss. Wieder kratze ich den Schlamm von den Schnürsenkeln, binde meine Laufschuhe und ächze. Seit der Mitte meines Lebens sitzt mir sozusagen eine Möwe auf der Schulter, die mir predigt, dass ich "alt werde". Und gelegentlich kackt sie mir aufs Shirt. 

Als leidenschaftlicher Läufer (und, ich meine mich erinnern zu können, gelegentlicher Triathlet) weiß ich, dass der Weg zum Erfolg mit vielen Hügeln und Schlaglöchern gespickt ist. Momentan fühle ich mich jedoch weniger wie ein "Eisenmann" und mehr wie ein Mann aus Eisen, der an allen Ecken und Enden rostet.

Seit gefühlten sechs Jahrhunderten plagt mich ein Fersensporn, der hartnäckiger ist als ein Kleinkind an der Supermarktkasse. Jeder Schritt fühlt sich an, als würde ich über glühende Kohlen laufen, und ich frage mich ernsthaft, ob ich jemals wieder schneller sein werde als eine Schildkröte im Schlafanzug.

Und während ich mich selbst bemitleide, erreichen mich Briefe meiner Patentöchter aus Burkina Faso, dem Land, das nicht nur den Titel des ärmsten Landes der Welt trägt, sondern wohl auch den Preis für die längsten Schulwege. Sie erzählen mir von ihren täglichen Fußmärschen zur Ausbildung und zurück, insgesamt drei Stunden, und ich denke mir: Nun ja, wenigstens habe ich keine Elefanten auf meinem Arbeitsweg. Und drei Stunden? Das ist doch nur ein Katzensprung, wenn die Katze eine Langstreckenläuferin ist.



Aber ja, wenn ich wirklich laufen MUSS um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann wäre mein Fersensporn wohl schnell vergessen. Die Zwillingsschwestern wünschen sich ein Fahrrad, das ihnen vieles leichter macht. Leider schreiben sie auf französisch, und ich frage mich, ob es hier um ein oder zwei Fahrräder geht. Gemessen daran sind die Probleme meines Alltags ein Witz, oder?

In diesem Sinne, halte ich bei jedem stechenden Schmerz in meiner Ferse inne und erinnere mich daran, dass ich für den Preis einer vielleicht erfolglosen Stoßwellentherapie einem Kind in Burkina Faso ein ganzes Jahr Schulbildung und Verpflegung finanzieren kann. Gerade mal 180 Euro kostet Schulausbildung und Verpflegung. Für ein ganzes Jahr! Dafür bekomme ich in den bekannten Stores hierzulande kaum noch ein paar dieser weißen Plastikschuhe mit Namenszug drauf. Manchmal muss man nur die Frühstückstüte eines wirklich armen Kindes betrachten, um seine eigenen kleinen Zipperlein in passende Perspektive zu bringen.

Diese Kolumne soll ein Ort sein, an dem wir uns gemeinsam über die absurden und manchmal herzerwärmend komischen Seiten des Läuferlebens amüsieren können. Ein Raum, in dem wir unsere Zipperlein und Läuferwehwehchen mit einem Augenzwinkern betrachten und uns darüber klar werden, dass es okay ist, ein bisschen langsamer zu werden, solange wir noch schneller sind als eine Schnecke auf Valium.

In diesem Sinne, halte durch und denk daran: Auch wenn wir vielleicht langsamer werden, sind wir immer noch schneller als die Zeit, die uns langsam aber sicher einholt.


Hast du Anmerkungen oder Trost für mich? Dann schreib einen Kommentar. Und wenn du Deine eigenen Sportverletzungen in etwas Positives verwandeln willst, dann schau mal beim Städtepartnerschaftsverein Melsungen auf die Website. Hier gibt es noch ne Menge Therapieangebote in Form von Patenschaften. Egal ob du über Fersensporn oder Meniskusriss klagst. Denn du weißt ja: Richtig gut gehts einem immer nur dann, wenn man anderen Menschen Gutes tut.


Mit einem ironischen Gruß

Dein Sportsmansfriend

 

 


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