Unstrut, Saale und Corona - Mit dem Rad durch ein leeres Land - Teil 3

 

 


Während der sechs Tage unterwegs kommen wir natürlich immer mal wieder in Situationen, die die Coronasituation beleuchten. Und manchmal stimmt einen sogar der Gang aufs Klo nachdenklich.

Öffentliches Bedürfnis

In einem der kleinen herausgeputzen Städtchen die wir unterwegs anradeln, suche ich ein öffentliches WC auf. Die Örtlichkeit ist sehr sauber, sehr geräumig und vor allem leer, also betrete ich das Gebäude einfach ohne Maske. Auch drinnen Leere. Bis auf die Aufsichtsfrau, die mich entsetzt anstarrt und bittet die Maske aufzuziehen. Dem komme ich nach, kann mir aber den Kommentar nicht verkneifen, dass wir allein sind und sie mehrere Meter weit weg und ich den Lappen im Klo nebenan eh gleich wieder abziehe. 

Angst wovor?

Als alles erledigt ist und ich den Weg an die frische Luft antrete, bittet sie mich inständig, die Maske aufzulassen, vor allem beim Verlassen des Gebäudes. Wenn jemand sieht, sagt sie, dass ich ohne Maske hier herausgehe, dann bekommt sie Stress mit ihrem Chef und ist wahrscheinlich ihren Job los. Und den braucht sie. Auf meine Frage, wovor sie mehr Angst hat, vorm Virus oder den Behörden, zögert sie etwas. Aber ihr Blick sagt alles.

Wir raden weiter

So erleichtert, um physische wie psychische Ballast, radeln wir weiter. Unser Weg führt heute bis nach Freyburg an der Unstrut. Deutschlands heimliche Sekthauptstadt ist allemal eine Radtour wert und außerdem wird das Wetter nun auch besser. Am Abend sitzen wir auf einer Terrasse direkt über dem Fluß und essen Spargel. Man könnte meinen, es sei nichts geschehen. Bei einem kühlen Schwarzbier fällt dies auch besonders leicht. Eigentlich müßte man hier ja Wein trinken, aber der geht doch zu sehr in die Beine.


Frühstück

Das Frühstücksprozedere in dem Weingut, auf dem wir übernachtet haben, hat sich wieder mal geändert. Vorteil: Man kann draußen sitzen, was für eine Wonne. Im Unterschied zu den ersten beiden Übernachtungen gibt es ein Buffet, jedoch ohne Selbstbedienung. Hier heißt es anstellen und mit dem Finger auf das zeigen, wonach einem der Zahn tropft. Am besten ohne Worte. Danach gibts das Menü an den Tisch gebracht.

Egal. Vor uns liegt ein sonniger Tag und vor uns liegen 85 km durch einen Traum aus Natur und Idylle bis nach Halle an der Saale. Für mich werden Erinnerungen wach, denn in Halle war ich im Ausbildungsinternat bei der Deutschen Reichsbahn. Und wer sich das Wort Reichsbahn auf der Zuge zergehen läßt wird ahnen, wie alt ich sein muss. Trotzdem hab ich die Tour mit einem ganz normalen Rad ohne E-Antrieb vollbracht:)

Sicher gibts ein Wiedersehen beim Nordhessencup. Davor hab ich keine Angst!

Immer schön in Bewegung bleiben, denn Ihr wisst ja:



Euer Olaf


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