Wörthersee Halbmarathon 2020



Schön, wenn man im Urlaub ist und ein Rennen stattfindet. Noch dazu ein Halbmarathon, von denen gabs dieses Jahr nicht eben viele. Der Wörthersee Halbmarathon ist ein Traditionslauf der dieses Jahr mit Traditionen brechen mußte. Spaß gemacht hats trotzdem.

Glück in der Planungsphase

Verschwörungstheoretiker könnten behaupten, meine Frau und ich hätten Corona erfunden. Denn unserer Urlaubsplanung war exakt danach ausgerichtet wann welche Region wieder zu bereisen ist. Und das hatten wir 2019 geplant. Die Radtour im Frühling: kurz nach Wiedereröffnung der Hotels in Thüringen. Der Wandertrip in Tirol: eine Woche nach Öffnung der Grenzen. Der Wanderurlaub in Slowenien und Kärnten: als alles wieder normal zu laufen schien. Ob der Halbmarathon in Klagenfurt stattfinden würde, was nicht so ganz klar. Aber auch hier hatten wir Glück.
Ein Lauf der anderen Art

Das Startfeld des Wörthersee Halbmarathons drängt sich im schönen Velden zusammen. Nur dieses Jahr nicht. Dieses Jahr war alles anders. Streckenführung, Anmeldung, Anreise, selbst das Aufregungspinkeln vorm Start war schwieriger.

Anmeldung

Die Nennung, wie die Kärtner sagen, war die erste Hürde. Der gute alte Startzettel wurde verbannt, die Anmeldung bedurfte gewisser EDV-Kenntnisse, konnte also nur online erfolgen. Der Veranstalter war drauf aus die Massenveranstaltung zu strecken und möglichst nur eine geringe Anzahl an Läufern im Startbereich und auf der Strecke zu haben. Darum mußte man in der Onlineanmeldung einen Startslot auswählen. Die Slots waren in Zielzeiten eingeteilt. Die schnellen Leute mußten früh raus, noch im Morgengrauen fiel der erste Startschuß. Weiter nach hinten wurde es dann immer "langsamer". Manche Slots waren schnell ausverkauft, sodass ich mich in eine eher langsame Gruppe einbuchen durfte. Ich hab dann echt überlegt, ob die Hygieneregeln das Überholen unterwegs wirklich zulassen.
Ankunft

Schwierig zu schätzen, aber mehr als 50 Läufer pro Slot werden es nicht gewesen sein. Die Slots wurden in Viertelstundentakt gestartet, und entsprechend leicht war ein Parkplatz zu finden. Mein Start war für 9 Uhr vorgesehen, als die frühen Läufer natürlich längst schon ihr Honigbrötchen verdaut hatten und auf dem Sofa lagen. 30 Minuten vor dem Start knarrte der Stadionsprecher den Slot aus. Boarding. Bis dahin drehte ich auf dem Parkplatz meine Runden. Dixiklos gabs natürlich keine, damit man sich beim Pinkeln nichts wegholt. Also rein ins Maisfeld und anschließend ran ans Stadion.
Hermetisch

Maske auf und rein. Der Start im schönen Stadion Klagenfurt rückte näher. 30 Minuten sind eine lange Zeit, und im Stadion war Maskenpflicht. Wir waren vielleicht 30 bis 40 vermummte die sich unter der Zugangstreppen verteilten und kritisch beäugten. Hast du´s, hab ich´s? Warmmachen mit Mundschutz ist weniger lustig, also stehn wir rum und warten. Die meisten hören Musik. Dann gehts in den Vorstartbereich. Sanitäter stehen Spalier, Hände desinfizieren und auf einen aufgemalten Punkt am Boden kurz hinstellen und stillhalten. Fibermessen mittels Infrarot, kannte ich auch noch nicht. Die Treppe hoch über die Sitzränge. Hier gibts nun endlich auch wieder ein Klo, und das wird gut besucht, Ansteckung hin oder her. Getränke stehen rum und ich nehme die Maske ab und laufe die Treppen mehrmals hoch und runter. Hier ist kein Mensch, da werden sie mich wohl nicht gleich aus dem Rennen nehmen.
Start

Okay, irgendwann öffnet sich die nächste Tür und wir gehen, schon in Zweierreihen, zum eigentlichen Start, einer Rampe für Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge. Auf dem Beton sind Markierungen angebracht, je in zwei Meter Abstand und versetzt. Zwei Reihen Läufer warten auf ihren Start. Punkt neun Uhr gehts los, und immer wenn einer lossprinten, die Rampe runter, rücken die anderen nach. Im Dreisekundentakt wird gestartet, linke Reihe, rechte Reihe und so weiter. Das entzerrt natürlich das Feld von Beginn an.

Das Rennen

Stille. So könnte man es wohl beschreiben. Zuschauer sind rarer gesät als Sanitäter. Musik haben nur die, welche mit Stöpseln im Ohr herumlaufen. Nicht mein Ding. Ich hab zwei Wochen Wanderurlaub hinter mir und will trotzdem ne gute Zeit laufen. Vorbereitung kann man das nicht nennen. Aber ein Handy am Arm und Kopfhörer, das geht für mich gar nicht. Ich finds sogar fahrlässig. Im Startslot stand nur ein Läufer der schneller als ich war, den hab ich an den vielen Wendepunkten immer wieder gesehen, immer weiter vorne. Alle anderen mußte ich überholen, und sie aus den Slots davor zum Teil auch. Nun überhole mal jemanden der dich nicht kommen hört, da ist die Straßenflechte nicht weit.



Die Drau hinter Klagenfurt

Die Strecke

Der Originalstrecke von Velden nach Pörtschach kann ich wenig abgewinnen. Zwischen Bahnlinie und Autobahn sieht man wenig vom See, und von Klagenfurt schon mal gar nichts. Die geänderte Strecke folgt in weiten Teilen der Ironmanstrecke und die ist wirklich interessant. Natürlich gibt es viele Wendepunkte und gegenläufige Abschnitte. Aber das hat den großen Vorteil die eigene Leistung und die der Konkurrenz immer im Blick zu haben. Man sieht auch manches von Klagenfurt, und diese Stadt ist nun wirklich eine, in die man sich leicht verlieben kann.



Wörther See

Wies lief

Warm wars. Die letzten Kilometer sind die Beine wie Quecksilber, so ohne direktes Training. Und die Temperatur geht auf 25 Grad hoch, was die Sache nicht leichter macht. Jemand wie ich, der trotz Bodenmarkierung und Absperrung gerade auf den letzten Kilometern trotzdem immer wieder gerne die Orientierung verliert, ist mit einer so gut markierten und abgesperrten Strecke natürlich fein raus. Selbst ich hab den Weg zurück ins Stadion gefunden, und vielleicht lags an der idiotensicheren Markierung, dass ich mit meiner Zeit mehr als zufrieden sein kann.

Wie gehts weiter?

Es fühlt sich seltsam an, keine Zukunft zu haben. Der Mensch ist auf Planung und Vorschau angewiesen, das gilt für alle Lebensbereiche, auch für den Sport. Alles andere erzeugt Zukunftsängste. Ich hoffe schwer, dass wir 2021 einen Nordhessencup haben werden, alles andere wäre schwer zu ertragen. Denn Gesundheit ist immer noch die beste Versicherung.

In diesem Sinne wir sehen uns (hoffentlich) beim Nordhessencup

Euer Olaf

Sportsmanfriend.com






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