Kaukasusabenteuer Teil 14 - Australische Radfahrer


Während unserer Tour im Hochgebirge stießen wir immer mal wieder auf zwei Australier die mit den Mountainbikes unterwegs waren. Nicht, dass es in dieser Region gut ausgebaute Radwege gibt. Und das, was die Georgier dort oben Straße nennen und mit Geländewagen durchkämpfen ist gewiss kein Radurlaub in unserm Sinne.

Wer sein Fahrrad liebt, der schont es

Alles Glück dieser Erde - naja

Den beiden Männern von Down Under war leider ein besonderes Abenteuer gegönnt, sie mußten vom Rad aufs Pferd steigen.
Mitten im Gebirge, am Ende der Straße, dort wo nur noch der Pfad in die Höhe zum Atsuntapass führt, oder der lange Weg zurück, wurden sie von ihrem Transfer versetzt. Ihre Geländewagen kamen nicht zum vereinbarten Treffpunkt und für die Rückfahrt war die Zeit zu knapp, sie mussten in 5 Tagen in Tbilissi am Flughafen sein. Im Dorf riet man ihnen: Geht mit Pferden hoch über den Pass!

Höllenritt

Was blieb ihnen? Die demontierten ihre Räder, luden sie auf Packpferde und bestiegen selbst zwei Gäule, sodann gings die Gebirgspfade hinauf, zusammen mit einer Gruppe georgischer Reiter.
Im Unterschied zu denen allerdings saßen beide seit Jahrzehnten zum ersten Mal im Sattel, wenn nicht überhaupt das allererste Mal. Der Ritt hinauf fand nun gerade an den beiden Tagen statt, die ich im vorigen Kapitel beschrieben habe, sie mußten durch ein gewaltiges Unwetter. Auf Pferden, ohne Reiterfahrung, über ausgesetzte Pfade, fußbreite Serpentinenwege hinauf, Geröllpisten, gähnende Abgründe entlang. Es muss die Hölle gewesen sein, insbesondere der zweite Tag, als es über den Pass ging und das Gewitter nochmal richtig loslegte.

Nach Tuschetien mit Eis und Schnee

Auf dem Weg nach oben waren wir mit uns selbst beschäftigt, wir haben die Jungs erst am nächsten Abend wieder getroffen, sichtlich fertig. Der Atsuntapass bildet mit 3520 Meter Höhe die Grenze zwischen Chewsuretien und Tuschetien, und da sind wir nun angekommen. Wir Zelten auf 2200 Meter, in der Nacht fällt Schnee und am Morgen knirscht Eis als ich die Zeltwand zurückschlage. Aber damit hat es sich auch schon, von nun an wird es Stunde um Stunde wärmer und sonniger.

2200 Meter Camping und Schnee

Zwei Tage durch ein Tal

Vor uns liegt ein zweitägiger Abstieg durch ein gewaltiges Tal, durch Blumenwiesen, Flüsse und verlassene Wehrdörfer. Dartlo ist sicher das Sehenswerteste dieser Dörfer, inzwischen mit Hostels und Gasthöfen wieder zum Leben erwacht. In Tuschetien sind die Wanderwege gut beschildert und Übernachtungsmöglichkeiten reichlich vorhanden. Dies ist die letzte Wanderetappe, die letzte Nacht im Zelt. Mittags liegen wir in der Sonne auf warmen Steinen.

Wunderschönes Tuschetien

Kitsch als Belohnung

Am Horizont zieht die Karawane mit unserem Gepäck durchs Tal. Unter weißen Berggipfeln treiben Hirten Schimmel und Rappen über die Weiden, am Himmel ziehen Adler und Bartgeier Kreise. Tuschetien versöhnt uns mit dem Unwetter der letzten Tage. Es ist so als rufe es uns zu: Kommt wieder.
Du mußt nicht so schreien, geliebtes Land. Die Frage stellt sich nicht, ob wir wiederkommen. Nur das Wann ist noch zu klären.



Wir sehen uns (irgendwann) beim Nordhessencup

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