Kaukasusabenteuer Teil 8 - Nino und Soso


Rufst Du in Georgien laut den Namen Nino, drehen sich eine Menge Frauen um. Nino ist der häufigste Frauenname und die heilige Nino die Schutzpatronin der Georgier. Rufst du Soso, drehen sich die meisten Männer um. Soso ist der häufigste Männername und auf dieser Reise unser persönlicher Schutzheiliger und Bergführer.

Die georgische Heerstraße

Unsere Tour beginnt mit einer Busfahrt über die georgische Heerstraße nach Stepansminda, dem Tor zum Kaukasus. Wir fahren Richtung Norden, das Aragital hoch. Entlang der Straße weiden Schafherden. Viele arabische Touristen versorgen sich hier oben mit frischem Fleisch, die Georgier schlachten direkt auf der Weide frisch und gemäß islamischer Traditionen. Irgendwann staut es sich. Wir passieren unzählige Kilometer LKW-Stau. Dies hier ist die einzige Straße auf der im Moment noch Verkehr mit Russland möglich ist. Die LKW´s stranden hier und warten, oft mehrere Tage lang. Für die 60 Kilometer bis zur Grenze brauchen die Fahrer im Schnitt zwei Tage, Wartezeit abgerechnet, sagt Soso.
Entlang der georgischen Heerstraaße

Soso Gorgaze

Unser Reiseleiter, Bergführer, Kindermädchen, Hilfskoch, Freund, Entertainer und Kulturbeauftragter heißt Soso Gorgadze, und er wird uns 12 Wanderer quer durchs Gebirge nach Tuschetien führen. Er wird dies mit Hingabe tun, mit Freude, mit Witzen und besorgten Blicken, mit Anweisungen und vor allem aber mit Liebe zu seiner Heimat. Wer jemals nach Georgien kommt um zu wandern, dem kann schwerlich ein besserer Führer als Soso zuteilwerden!
Unterwegs passieren wir ein Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft. Zumindest sagt Soso es stehe da, irgendwo hinten im Nebel. Es versteckt sich gerade, passend zur Lage zwischen beiden Ländern. Von Freundschaft, sofern sie jemals über politische Vergewaltigung hinaus ging, ist im Moment nichts zu sehen. Soso läßt zugegebenermaßen kein gutes Haar an der russischen Politik.

Soso Gorgadze


Nacht im Transit

Unser Hotel in Stepansminda würde man in Deutschland als typisches Bergsteigerhotel bezeichnen, robust, sauber, praktisch. Die Flanken des Kaukasus erheben vor unseren Fenstern in beachtliche Höhen. Eine Ahnung der drastischen Weiten dieses Gebirges bekommt man hier geliefert. Die kommende Nacht wird sehr kalt und laut, wir wohnen direkt an der Transitstraße nach Russland und die Georgier haben wohl die Grenze geöffnet. Tausende LKW donnern über die Schlaglochpiste vor unserem Fenster.

Hotel in Stepansminda

Mongolensturm?

Der nächste Tag lockt mit einer lockeren Eingehtour über 400 Höhenmeter bis auf 2200 Meter Höhe zur Dreifaltigkeitskirche Zminda Zameba aus dem 14. Jahrhundert, einem Bau der als Dank für die Befreiung vom Mongolenjoch errichtet wurde. Das Wetter ist verhangen, die Luft kühl. Wir sind die einzigen Wanderer hinauf, das Kloster ist ein beliebtes Ausflugsziel, entsprechend groß ist der Parkplatz davor, und der ist brechend voll. Von hier hat man einen grandiosen Blick zum Prometheusberg Kashbek, nur leider haben wir mit dem Wetter Pech, der Berg versteckt sich im Nebel.

Zminda Zameba

Ruhe und Besinnung

Der Aufstieg zum Kloster ist steil. In den alten Zeiten sind die Menschen zu Fuß den schweren Weg hinauf, mit Gepäck, um die Gedanken zu reinigen. Im Kloster angekommen wurde gefastet und gebetet, zwei bis drei Tage lang.
Am Himmel kreisen Adler, uns erreicht ein erster Eindruck der Stille die uns in wenigen Tagen erwartet. Wir werden, soviel sei verraten, nicht enttäuscht!

Morgen gehts hoch

Den Abend nutzen wir zu einem Gang durch Stepansminda. Ein Sammelsurium aus Minimärkten, Weinshops, Truckerstuben. Unsere ganze Truppe kauft Wein, den wir in den nächsten Tagen trinken werden. Von Stepansminda aus kann man mit dem Taxi für 10 Lari nach Tbilissi fahren. Also für uns quasi umsonst. Wer umkehren will, sollte es jetzt tun. Der Abbruch kostet 10 Lari. Niemand kehrt um. Wir wollen nach oben, wir wollen dahin, wohin keine Straße führt. Und morgen geht’s endlich los.

Wir sehen uns (irgendwann) beim Nordhessencup


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