Kaukasusabenteuer Teil 4 - Die Arche Lenin


Doch nochmal zum Ararat: Jeder Armenier, jede Armenierin, hat ein besonderes Verhältnis zu diesem armenischsten aller Berge, zum Ararat, der doch gar nicht in Armenien liegt. Lenin hatte diesen einst armenischen Berg und umliegende Ländereien billig an die Türkei verscherbelt, in der Hoffnung, die würden aus lauter Dankbarkeit zum Kommunismus konvertieren.

Kein Bild ohne Ararat

Den Türken gehört der Mond

Den Berg haben die Türken genommen, den Kommunismus haben sie den Armeniern gelassen, die sich damit die nächsten 70 Jahre herumschlagen durften. Lenin war ein begnadeter Theoretiker und der Begriff der win-win-Situation damals noch nicht bekannt. Ihm jedenfalls nicht, den Türken vielleicht schon.

Es geht die Anekdote um, dass bei einem Treffen der Staatsoberhäupter Armeniens und der Türkei der türkische President sich beschwerte, dass die Armenier auf allen Wappen und Symbolen den Ararat führen. Er finde das nicht gut, sagte er, der Berg gehöre den Armeniern nicht. Der Armenische Präsident fragte daraufhin seinen türkischen Kollegen, warum dann die Türkei den Mond auf ihrer Fahne führe, ob er ihnen gehöre?
Lusine erzählt uns natürlich diese Geschichte, und viele andere. Und zwar in fließendem, nahezu akzentfreiem Deutsch.

Im Höhlenkloster. Armenier sind sehr gläubig

Gebildete Reiseleiter

Wie in allen armen Ländern sind deutschsprechende Reiseleitungen beschämend gebildet. Meist Germanisten oder Akademiker in anderen Geisteswissenschaften, die im eigenen Land nicht anwendbar oder mit Hungerlöhnen bezahlt werden, führen Reisende mit weit geringeren Bildungsgraden aber sehr viel höheren Einkommen durch ihre Heimat. Wir hatten in Albanien schon Goethe zitierende Reiseleiter und hier ists nicht viel anders. Lusine selbst ist verheiratet mit einem Profifußballer, für den es aber in Armenien natürlich auch keine Arbeit gibt.

Geburtstag und Lavash

Auf der Rückfahrt kehren wir im Dorf Oschagen bei Rulic und Marine ein. Die Familie betreibt einen Bauernhof und bewirtet Reisende. In der Sonne trocknen Aprikosen, es duftet nach Kräutern und vor allem nach frischem, warmem Brot. Hier wird für uns Lavash gebacken, ein Fladenbrot das in einer Art Erdofen an die Wand geklebt und nach dem Backvorgang einfach abgezogen wird. Die Erdöfen sind Betonröhren die unten mit Holzkohle gefüllt sind. Wir dürfen beim Backen zuschauen und essen das frische, noch heiße Brot, direkt aus dem Ofen. Das hier kennen wir nicht mehr, es gibt Zuhause keine Bäckereien mehr, in denen das Brot heiß aus dem Ofen verkauft wird. Wie in meiner Kindheit fühle ich mich, wo ich zweimal wöchentlich zum Bäcker lief und auf dem Rückweg vom heißen Brot die Kruste abknabberte.
Lecker und frisch essen in Armenien, gar kein Problem.

Marine hat heute Geburtstag, 57 Jahre wird sie alt. Und so wird dieses Festmahl für uns zum Geburtstagsessen und natürlich stoßen wir mit einem Schnaps auf die Gastgeberin an. Lusine freut, dass es uns schmeckt, und dass es uns gefällt in Armenien. Sie ist eben nicht nur sehr geschmackvoll gekleidet, sondern auch mit dem richtigen Geschmack für unsere Interessen versehen. Was für ein Glück!

Wir sehen uns (irgendwann) beim Nordhessencup

Olaf

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