Paradies und Waffenkammer - Abschied von Albanien


Freundlicher Hinweis:)


Wer eine organisierte Tour durch Albanien bucht, dem empfehle ich in erster Linie Zbulo.com, die Reiseagentur mit Sitz in Tirana. Zbulo ist eine deutsch-albanische Firma, man kennt also deutsche Wünsche und das eigene Land sozusagen wie die eigene Patronentasche.

Super-Mario

Man kennt auch deutsche Ängste, was Albanien angeht. Unser Wanderführer begrüßt uns am Flughafen ungefähr so: "Hallo Leute, willkommen in Albanien. Wir wandern jetzt fast zwei Wochen durchs Land und wenn ihr Glück habt, kommt ihr in einem Stück wieder nach Hause...." Wir werden Mario am Ende unserer Reise in Super-Mario umtaufen, seiner genialen Reiseführung wegen. Er meinte übrigens, das sei ohnehin sein richtiger Name, und lacht dabei.

Der beste Reiseführer ever: Mario Shenaj

Entführungsangebot

Ähnliche Szenen beim Abschied von unserer ersten Tour, 2015. Auf dem Weg zum Flughafen: Unser Fahrer Rusha sagt, er habe noch den Ausweis der Befreiungsarmee UCK, den trage er immer bei sich. Ob wir uns von ihm entführen lassen wollen? Ein Foto von ihm mit Ausweis, und wir könnten von der deutschen Regierung so viel Geld fordern, dass wir den Rest des Lebens hier in Albanien herumwandern könnten.  Zudem kennen wir doch nun das besondere Gastrecht in Albanien.

Rusha ist zwei Meter groß und könnte den Bus auch ohne Wagenheber reparieren. Wer wollte da an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln?


Kulisse für James Bond-Filme

Landesgeschichte unter Schießeisen

Waffen und Albanien, das ist so eine Geschichte für sich. Angeblich sind ja alle Albaner irgendwie bewaffnet. Waffen gesehen haben wir aber nur im Museum. Dort allerdings in doch erstaunlicher Masse. In der Burg Girokastra gibt es ein Museum der albanischen Geschichte. Und beim Gang durch die Festung scheint es so, als sei die albanische Geschichte eine Art Historie der Schußwaffenentwicklung. Jahrhunderte der Unterdrückung hinterlassen halt ihre Spuren. Beim Bestaunen der Kanonen, Mörser, Panzer, Gewehre, Karabiner, Granaten und anderer blutiger Spielsachen frag ich mich jedoch, ob die im Keller zufällig auch noch die Patronen für das ganze Arsenal haben. In dem Fall liegt hier die Ausrüstung für eine kleine Armee auf Halde. Nun, man weiß ja nie, was man irgendwann mal noch brauchen kann...
Fiat war immer schon dafür bekannt, rollende Hutschachteln zu bauen. Auch als Panzer!



Die Vjosa - das letzte Paradies

Das Vjosatal gilt als letztes Paradies Europas, als einer der letzten Flüsse die bislang vom Eingriff des Menschen verschont blieben. Die Vjosa wird weder durch Staustufen noch durch Kraftwerke an ihrem natürlichen Lauf gehindert, und paradiesisch wandert es sich durch diese Landschaft. Das Letzte Blaue Wunder, wird die Vjosa in einem Beitrag von Spiegel-Online genannt. Wir wandern weit über dem Fluß durch uralte Eichenwälder, queren den Fluß mehrfach an seichten Stellen unter verfallenen Hängebrücken.

500 Jahre und steht noch

Fluss ohne Fesseln

Neben uns ziehen die Spuren des Wassers einher und wir ahnen: So sanft wie heute geht es in diesem Tal nicht immer zu. Der Fluss ist durch keinerlei Bauwerk an seinen natürlichen Gezeiten gehindert. Und schafft so an seinen Flanken Lebensräume für Tiere und Pflanzen die anderswo längst ausgerottet sind. Wir wandern über Brücken, vor 500 Jahren von den Osmanen gebaut, ohne Geländer, wie fahrlässig!

Die Vjosa im Landesinneren

Keine Zeit, das gibt's hier nicht

Wir baden unter Wasserfällen und schlafen in der Sonne auf Felsbrocken. Und unsere Zeit verfällt von Galopp in Trab in Schritt. Wir sind in Albanien. Auch Waffen, Armut und Müllkippen gehören zum Kleid dieses Landes. Albanien ist nicht schick, es ist ehrlich und trägt sein großes Herz nach außen gekehrt vor sich her.

Entschleunigung im Vjosatal


Nirgends haben wir so gut gegessen wie in den albanischen Dörfern, in denen es weder Supermarkt noch Bäckerei gibt. Wo schliefen wir jemals besser, also dort, wo die Gastgeber unseretwegen in der Sommerküche auf dem Fußboden schliefen? Und welche Autobahn gleicht der Schlaglochpiste im albanischen Hochland, an der jede Begegnung mit der Frage beginnt: Kann ich euch helfen, ist alles okay bei euch?

Pannenhilfe - einer für alle und alle für einen
Wie sagte Mario bei der Begrüßung: Wenn ihr Glück habt, kommt ihr in einem Stück wieder nach Hause. Das wird nicht geschehen: Ein Stück von uns bleibt hier, ein Stück unseres Herzens bleibt in Albanien. Und wenn wir Glück haben, kehren wir wieder nach Albanien zurück.


Aber das ist dann vielleicht die nächste Geschichte.

Abschied von Albanien - sicher nicht für immer!



Das wars, ich hoffe, es hat Euch gefallen. Infos und Tipps zu Albanien bekommt Ihr bei Zbulo.org. Die Seite ist in englischer Sprache gestaltet, aber Ihr könnt natürlich auf deutsch Kontakt aufnehmen. Viel Spaß beim Start in die Nordhessencupsaison wünscht Olaf









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