Stadtleben

Sonnenuntergang über Vlora
In Vlora, oder auch Vlores, endet unsere Reise durch den Süden Albaniens. Vlora ist eine Hafenstadt an der Straße von Otranto, an der engsten Stelle der Adria, und wohl die drittgrößte Stadt des Landes. Das Besondere an Vlora aber ist, dass durch Isamil Qemali hier die erste wirkliche Unabhängigkeit des Landes ausgerufen wurde, 1912 war das. Kurz darauf war es aber mit der ersehnten Freiheit wieder vorbei.

Wasser oder Feuerwasser

Wie jede  Hafenstadt die etwas auf sich hält, gibt's einen kilometerlangen Standboulevard, Palmen und viel Autoverkehr. In einem der typischen Läden an der Hauptstraße kaufen wir noch etwas Wegzehrung für die Wartezeit am Flughafen. Der Laden ist schmal wie ein Handtuch, aber was es hier nicht gibt, braucht man auch nicht. Beim Griff ins Getränkeregal nach einer Wasserflasche ist jedoch Achtung geboten: Wer daneben greift, erwischt eine Flasche Raki, der in jedem ordentlichen Geschäft in leeren Colaflaschen abgefüllt und verkauft wird.

Radfahrer tanzen nicht

Unser Hotel im Vorort von Vlores stand direkt am Strand, Blick aus dem Bett durch die deckenhohen Fenster direkt ins Meer. Kostet übrigens 15 Euro pro Nacht, mit Frühstück. Baulich gäbs ein paar Verbesserungsvorschläge: Die Fensterfront ist so breit wie das Zimmer. Wenn ich die äußeren Fenster öffne und den Kopf rausstrecke, kann ich direkt ins Nachbarzimmer schauen. Das Zimmer hat also nicht nur einen tollen Ausblick, sondern auch eine super Einsicht:) .
Macht nix, das Essen ist prima, das Personal freundlich. Nach dem Abendessen wird getanzt, der Saal gibt's her. Musik kommt in Albanien stehts von Youtube. Am anderen Ende des Saals kauern deutsche Fahrradtouristen. Ihr Reiseleiter tanzt mit den Frauen unserer Gruppe. Seine Truppe hat er heute plattgeradelt, die tun keinen Schritt mehr.

Rastplatz
Wir sind so voller Eindrücke von dieser Tour, dass wir daran noch lange zu kauen haben werden. Denn nicht nur die gewaltige Naturschönheit dieses Landes hat uns wieder und wieder begeistert, auch das Stadtleben zieht uns in den Bann.

Permet, Liebe auf den zweiten Blick

Der Stadt Permet zum Beispiel nähern wir uns durch eine graue Schicht aus Armut und Dreck. Wir kommen aus dem Hochgebirge, haben einen langen Abstieg hinter uns, und sehen die Außenbezirke von Permet, müde und mit dem Wunsch auf eine heiße Dusche. Was wir aber erreichen sind Hütten bei denen wir grübeln, ob sie für Mensch oder Tiere gebaut sind. Staub und der übliche Plastikmüll, herrenlose Hunde fliehen vor uns. Blechdächer rosten, es ist trostlos.

Nebenstrasse vor Permet


Außenbezirk von Permet
Dann fester Boden unter den Schuhen, Häuser aus Stein, Türen durch die man aufrecht gehen könnte. Wellblechmauern weichen schmiedeisernen Zäunen, über die hinweg Feigenbäume ihre reifen Früchte dem Wanderer entgegen strecken. Es scheint wie eine Geste: Nimm Wanderer, denn Permet ist süßer als es scheint. Und das stimmt.
Blick aus dem Hotelzimmer

Schön, dass ihr hier seid

Wie beziehen unser modernes Hotel und kehren auf ein Bier in einer Bar auf der anderen Straßenseite ein. Dort treffen wir österreichische Touristen die seit drei Wochen mit dem Leihwagen durchs Land reisen, vom Land ebenso ergriffen und begeistert wie wir. Wir schlendern über den schicken Boulevard bis spät in den Abend. In jeder Nebengasse locken die Läden mit Feigenbrot und Raki. Auf deutsch werden wir angesprochen: Schön, dass ihr hier seid, schaut euch unser Land an, wir sind nicht so schlimm, wie ihr glaubt. Worte, die wir in Albanien immer wieder hören. Es ist zum heulen.

Permet: Boulevard bei Nacht

Laufen, wo keiner läuft

Am nächsten Morgen gehe ich eine Runde joggen. Man ist ein wenig Alien als Jogger in Albanien. Die Menschen gehen zur Arbeit, so sie welche haben, und schauen mich etwas amüsiert an. Man hat hier andere Probleme. Ich überquere die Vjosa, den Fluß, der auch das letzte Paradies Europas genannt wird, auf abenteuerlichen Hängebrücken. Permet ist eine großartige Gelegenheit Kultur zu tanken und grandios zu essen, zwischen zwei kräftezehrenden Bergetappen.

Befreiungsdenkmal in Durres
Und: Permet hat faustdicke Geschichte. Hier sammelte sich der antifaschistische Widerstand im zweiten Weltkrieg, hier "übernahm" Enver Hoxha die Initiative. Aber der ist schon wieder eine andere Geschichte.

Eine tolle Woche und einen guten Start in die Nordhessencupsaison wünscht Euch Olaf


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