Wo ein Wille ist



Limar hat Strom - wie lange noch?

Eiserner Wille und steinerne Stille

Es würde mich nicht wundern, wenn hier selbst die Wasserleitungen aus Stein wären. Limar, das steinerne Dorf, sieht fast noch so aus, wie vor 200 Jahren. Allein die Mülldeponie hinter der Kirche gabs damals sicher noch nicht. Aber auch vor 200 Jahren wird der Wanderer Limar erst im letzten Moment entdeckt haben, denn es ist quasi aus dem Geröll und den Steinen errichtet, die hier so herumliegen.
Limar wird leerer - die Bedingungen sind hart hier oben
Der Mangel an Holz, Ton und Sand ließ den Menschen hier oben nur die Möglichkeit, sich ihr Dach überm Kopf aus dem Gestein zu schichten, das eben so herumliegt. Praktischerweise bricht der Fels von allein in passende Platten, die dann zu den typischen Dächern und Mauern aufgeschichtet werden.

Oasen

Wähnt man sich als Wanderer in der Steinzeit, wenn man durch die Gassen der Dörfer streift, weil das Äußere eines solchen Anwesens grau und wackelig aussieht, staunt man, wenn sich die Türen öffnen. Weinreben bilden Dächer über Innenhöfen, Kürbisse trohnen über Gemüsebeeten irgendwo sprudelt eine Quelle. Warum nicht, denkt man...
Die Sommerküche unserer Gastgeber - ihr Schlafzimmer wenn Gäste kommen

Schulbesuch mit Hindernissen

Limar hat auch eine Schule, und der Dorflehrer ist unser Gastgeber. Am nächsten Tag zeigt er uns das Schulgebäude. Es besteht aus zwei Räumen, unbeheizt. Im Winter könne man einen Ofen hineinstellen, hinter der Landkarte (auf der noch die Sowjetunion zu sehen ist) ist ein Schornsteinloch fürs Ofenrohr verborgen. Heizmaterial müssen die Kinder selbst mitbringen.


Multimedia? Nein, Gehirn anstrengen.


Internet? Beamer? Kopierer? Pausenraum? Kantine? Aula? Sporthalle? Fehlanzeige! Der Lehrer unterrichtet von der ersten bis zur neunten Klasse, alle zusammen in einem Raum.


Schule in Limar

Mit den Eltern in der Schule

Die Tochter des Lehrers heißt Meggi und bekocht und bedient uns an diesem Abend. Sie ist bei Ihrem Vater in die Schule gegangen, neun lange Jahre. Für wen von uns ist sowas vorstellbar? Nach der neunten Klasse verließ Meggi das Dorf und lebte bei Ihrer Tante im Tal um das Gymnasium besuchen zu können. Täglicher Schulbus? Unbekannt. Nach Limar führt keine Straße.
Heute studiert Meggi Informatik in Tirana. Erstaunlich, wo ihr doch offensichtlich Glasfaserkabel, WLAN und ein ideales Lernumfeld versagt blieben. Ab der Oberstufe musste sie sogar ohne ihre Familie klarkommen.  In Albanien gilt wohl der alte Spruch: Man muss nicht nur können und dürfen, man muss auch wollen.
neun Jahrgänge, ein Raum, ein Lehrer

Hundewecker

Meine Marotte, noch vor dem Aufstehen mit dem Fotoapparat in den Dörfern herumzuschleichen, wird mir aber in Limar zum Verhängnis. Einer der Dorfköter entdeckt mich beim Erkunden der leeren Kirche und er alarmiert umgehend all seine Kollegen. Kurz darauf knurrt und kläfft und bellt es im ganzen Dorf, das es wohl noch bis Tirana zu hören sein wird. Zum Glück sind die Hunde sich untereinander nicht grün und fallen lieber übereinander her, als über mich. So kann ich entwischen und bekomme meine kalte Dusche nur von unserer Wandergruppe, die ich so indirekt aus dem Schlaf gerissen habe. Ab morgen gilt für mich Dorfverbot. Natürlich halt ich mich nicht daran. Aber das, ist schon wieder eine andere Geschichte.


Eine schöne Woche wünscht Euch Olaf

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