Regionale (künstliche) Haartracht |
Ivana die Schreckliche
Und
wieder haben sie es mit dem Anstellen nicht so und reihen sich direkt vor uns
ein. Erstaunlich, wie robust schlechte Manieren sein können. Die Tante hinterm
Schalterfenster aber behandelt jeden "Kunden" mit der gleichen
Eiseskälte und Herablassung, Italiener oder nicht. Geknickte oder eingerissene
Euroscheine werden wortlos zurückgeschoben, ohne Russischkenntnisse geht
ohnehin gar nichts. Bis die Rubel zurückkommen, hätte ich die Scheine auch
zeichnen können. In Russland gehen die Uhren nicht anders, sie stehen zuweilen.
Schikane oder Unwillen? Es ist müßig, drüber nachzudenken. Russland fordert
Geduld.
Jonathan war auch oben!
Ein letztes Bier auf dem Markt, und die Erkenntnis, dass man auch aus
einer normalen Kloschüssel ein Stehklosett bauen kann, mit etwas Fantasie.
Dann räumen wir unser Zimmer und ich laufe zur Rezeption um den Schlüssel abzugeben. Dort checkt gerade eine Gruppe Männer aus und ich stehe neben einem, der mich so mustert wie ich ihn. Irgendwie kennen wir uns....?? Aber woher? Dann fallen wir beide vor Lachen fast um: Es ist der Atemübungs-Umfallmann von gestern. Jonathan heißt er also, kommt aus Israel und hat es tatsächlich bis auf den Gipfel geschafft. Hut ab! Was für eine Leistung!
Dann räumen wir unser Zimmer und ich laufe zur Rezeption um den Schlüssel abzugeben. Dort checkt gerade eine Gruppe Männer aus und ich stehe neben einem, der mich so mustert wie ich ihn. Irgendwie kennen wir uns....?? Aber woher? Dann fallen wir beide vor Lachen fast um: Es ist der Atemübungs-Umfallmann von gestern. Jonathan heißt er also, kommt aus Israel und hat es tatsächlich bis auf den Gipfel geschafft. Hut ab! Was für eine Leistung!
"Den kenn ich doch!?" Jonathan und Olaf |
Rückzug in die Zivilisation
Dann geht´s nach Naltschik, der Provinzhauptstadt. Das
Tagesprogramm sieht eine Fahrt zu einem geologisch bedeutenden See vor. Andrea
und ich verzichten, wir sitzen morgen noch lang genug in Bussen und Flugzeugen
und wollen lieber die Stadt erkunden. Till verzichtet aufgrund der Party vom
Vorabend. Unser Hotel "Nart" war zu Sowjetzeiten ein Luxusbunker, gut
gebucht für verdiente Genossen und Genossinnen. Drei Etagen sind schon renoviert,
eine beziehen wir. Ein Rest des einstigen Glanzes lässt sich noch erahnen, wenn
man die Treppe nimmt. Das ist ohnehin sinnvoll, denn der Aufzug hat eine
gespaltene Persönlichkeit und fordert Sprints beim Betreten und Verlassen,
sofern man in einem Stück oben oder unten ankommen will. Die Baustellenetagen
stehen offen und laden ein, den Hammer zu schwingen.
Der verblasste Glanz sowjetischer Luxusgastronomie |
Kaukasische Hochzeiten und russisches Eis
Es ist Samstag, ein Glücksfall für uns. Gegenüber unseres
Hotels liegt ein Park von schier unendlichen Ausmaßen. Und vor diesem Park
Getöse, Motorenlärm, Musik. Es wird geheiratet, und zwar am Fließband. Die
Paare und ihre Freunde legen Blumen an einem Denkmal für Kriegshelden ab, dann
wird getrommelt und getanzt, Sekt getrunken, Gläser zerschmissen, und dann
kommen die nächsten. Das Ganze erinnert eher an griechische oder türkische
Zeremonien, weniger an russische. Es sind auch kaukasische Gesichter, kaum
russische. Allein der russische Präsident prangt überlebensgroß an vielen
Straßenecken von Plakatwänden, meist mit Sonnenbrille und in James Bond-Pose. Nun
ja, wir sitzen vor dem Park auf einer Bank, beobachten die Hochzeiten,
schwatzen mit älteren Leuten und trinken Kwas. Bevor ich filme, frage ich einen
der herumstehenden Kleiderschränke, ob das okay ist. Man weiß ja nie,
vielleicht wirkt das Putinplakat doch und ich wache erst in der Charité wieder
auf. Aber nein, die Kaukasier freuen sich, fragen uns aus und laden uns ein zu
filmen. Nach etwa zehn Hochzeiten verabschieden wir uns von den alten Leuten um
uns herum und schlendern in die Stadt hinein.
So langsam nähert sich unserer Reise dem Ende. Nächste Woche geht's weiter.
Eine schöne Woche wünscht Olaf