Unterwegs im Kaukasus 6 - Feinstaub und Trailrunning



Der Syltran-Pass, 3440 Meter hoch gelegen. "Guys, Guys, Guys...!" Zunächst geht es wieder mit den UAZ, den Eisenschweinen, wie die Gruppe sie belächelt, hoch ins Gebirge. Die Dinger nehmen wirklich jeden Weg, auch wenn er nicht wie einer aussieht. Ich sitze gegen die Fahrtrichtung, in der Kiste herrscht Saunaklima, Benzinmief und Seegang und ich werde grün im Gesicht. Das hier ist kein Forstweg, das ist die Idee von einer Spur ins Gebirge.

UAZ 452 Vollgas

Feinstaub??

Die Fahrzeuge sind so robust und einfach, wie genial konstruiert. Was in Russland von Dauer sein soll, muss einfach zu reparieren sein, am besten nur mit einem Hammer.

„Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder", sagte einst Sergei Koroljow, sowjetischer Raketenkonstrukteur. Koroljows Sojus-Raketen werden in weiterentwickelter Form noch heute genutzt, und funktionieren noch. Die "Eisenschweine", die UAZ 452, werden seit 1965 bis heute nahezu unverändert gebaut. Im Gelände sind sie sicher jedem XQ-irgendwas-SUV überlegen. Unbekannt ist, ob UAZ die Schadstoff- und Feinstaubwerte manipuliert. Gibt es im Russischen überhaupt ein Wort für Feinstaub?

Auch mit dem Hammer zu reparieren?

Grandiose Aussichten


Wir schaukeln und bocken bis zu einem Punkt, an dem es nun wirklich nicht mehr weiter geht. 2300 Meter sind erreicht, endlich wieder auf eigenen Füßen stehen. Wir folgen einem Flußlauf, die Felswände werden steiler, der Weg steigt an und bald streift der Blick frei über dieses grandiose Gebirge. Man müßte eine Staffelei, Leinwand und Farben im Rucksack haben, von solcher Macht baut sich die Kulisse ringsum auf. Ab und zu überholen uns Trailrunner mit Stöcken und wenig Gepäck. Fein, denke ich, das müsste ich auch mal machen, hier. Wir steigen weiter und lassen den Syltransee links liegen, ziehen vom Syltran-Pass weiter auf den Gipfel, dessen Namen ich in meinem Notizbuch vergebens zu entziffern versuche. Oben liegen wir in der Sonne und staunen. Höher, weiter, bunter. Es ist zum Heulen schön. 



Das Elbrus Wild Race

Und als ich so döse und an nichts Böses denke, kommt Oleg zu mir rüber und pflanzt mir einen Floh ins Ohr: Er zeigt in nördliche Richtung, wo, dünn wie ein Faden, ein Weg an einem entfernten Hang verläuft. Dort, so sagt er, verläuft ein Teil der Strecke des Elbrus World Race, eines Ultrarennens rund um den Elbrus. Die Läufer die uns vorhin überholt haben, trainieren dafür. Es gibt Distanzen zwischen 11 und 112 Kilometer, bis auf 3500 Meter hoch. Und für ganz frisch Operierte gibt es sogar ein Rennen hinauf auf den Gipfel, auf 5642 Meter. In dem Moment schüttele ich noch den Kopf und denke, so blöd bin ich nicht. Aber das ist doch so mit dem Laufen: Es ist ein langsam wirkendes Gift, es kriecht dir unmerklich ins Herz und in die Beine. Und irgendwann tricksen die beiden den Kopf aus. Und dann hast du verloren und musst einfach, da hast du gar keine Wahl mehr!


Picknick unterwegs - Schaf und Bier

Eiskalte Wikinger

Wir steigen wieder zum Sattel ab und weiter runter an den Syltran-See. Unser deutscher Bergführer bleibt am Sattel sitzen, um zu jausen, und lässt uns allein weitergehen. Der Syltransee ist kalt, geschätzt fünf Grad. Til geht erstmal schwimmen. Der Mann lebt in Norwegen und ist beneidenswert kälteresistent.

Schöne Tage wünscht Euch

Olaf

Nächste Woche: So weit die Füße tragen

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