Es steht ein Pferd auf dem Flur |
Wohnt hier die Hexe Babajaga?
Unser Hotel in Tscheget passt in die Märchenkulisse, denn
es ist ein Blockhaushotel, hübsch anzuschauen und idyllisch in einem
Kiefernwäldchen gelegen. Der Schornstein des Saunaofens endet genau vor unserem
Schlafzimmerfenster und der Fußboden zeigt stärkeres Gefälle, aber wir sind ja
ohnehin zum Bergsteigen hier. Im Bad ist der Bodenablauf mit Tesa überklebt und
das Klo steht so schief, man tastet instinktiv nach einem Haltegriff. Kleinkram.
Die Betten sind bequem, es gibt Strom und jede Menge Ablagemöglichkeiten, das
Zimmer ist sehr geräumig. Morgens grasen Pferde rund ums Haus, schneebedeckte
Gipfel und ein Wildbach gehören zum Exterieur, was will man mehr?
Schlafen bei offenem Fenster: Nur wenn kein Saunabetrieb |
Zum Beispiel Teller fürs Frühstück? Lange Gesichter und
der Versuch sich die Scheibe Weißbrot auf einer Serviette mit gefrorener Butter
zu beschmieren. Irgendwann kommt der Haferbrei, der uns nun ein täglicher
Freund werden muss. Aha, das Weißbrot ist zum Haferbrei gedacht! Nach und nach
wandern Plinis und Eier auf den Tisch. Die brotverliebten Deutschen sind da
schon satt. Aber wer auf einen 5000er steigen will, der kann auch russisch
frühstücken lernen.
Es gibt nichts, was es hier nicht gibt
Ein paar Schritte vom Hotel entfernt: Der Markt, unter uns Rummelplatz genannt. Hier verkaufen Rentner alles was sie entbehren können oder im eigenen Garten gerade geerntet haben. Pullover und Socken werden gestrickt und angepriesen. Mützen, Kräuter, Kalender. Angeblich bekommt der russische Rentner 60 Euro Rente pro Monat. Da wird ein Nebenverdienst überlebenswichtig. Wie weit sind wir selbst davon entfernt? Gegenüber meines Büros in Melsungen stehen ein Parkscheinautomat und ein öffentlicher Mülleimer. Und erschreckend viele ältere Menschen schauen im Vorbeigehen im Mülleimer nach Pfandflaschen und im Parkscheinautomat nach vergessenem Wechselgeld.Der Berg ruft
Inzwischen jucken uns allen aber die Füße, wir wollen an
den Berg. Also starten wir zur ersten Tour. Nach 500 Metern fällt mir ein: Ich
hab die Kamera vergessen. Also sprinte ich zum Hotel zurück und habe dabei
Glück, dass ich nicht in Ohnmacht falle. Wir sind gestern erst angekommen auf
2100 Meter Höhe, ich bin noch nicht an die Luft gewöhnt und so wird mir im
Hotelzimmer schwarz vor Augen.
Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht