Til, Andrea, Oleg und Olaf - auf dem Elbrusgletscher |
Bergreisen in Russland sind nichts für Genderfans.
Russische Bergfüher sind echte Kerle, und wer auf den Berg will hat auch ein
Kerl zu sein, zumindest hört sich das so an. "Guys, guys, guys!" Das
heißt für uns: Aufspringen, Rucksäcke schultern und weiter. Dawei, dawei...
Ein Russe, ein Wort
Ein deutscher und zwei russische Bergführer begleiten
uns. Da ist, Oleg, 60 Jahre alt und inzwischen etwa 150 Mal auf dem Gipfel des
Elbrus gestanden, so ganz genau weiß er das nicht mehr. Bei Oleg laufen alle
organisatorischen Fäden zusammen, oder sagen wir: In einem seiner unzähligen
Handys. Oleg kennt die idyllischsten Rastplätze, die herrlichsten Aussichten
und (Achtung Klischee) er weiß, wo man wirklich guten Wodka kaufen kann.
Ständig bimmelt eines seiner Handys und Oleg organisiert und dirigiert Gott
weiß wie viele Wandergruppen. Wenn er aufgelegt hat, geht´s meistens weiter:
Guys, Guys, Guys! Ansonsten: Ein Russe - ein Wort. Wir alle wissen instinktiv,
auf wen bei dieser Tour Verlass ist: auf Oleg und seinen Kollegen Alexej.
Moskau, Moskau...
Wenn
Oleg mal gerade nicht im Kaukasus oder den Alpen auf Berge steigt, dann wohnt
er in Moskau. Das überrascht nicht, irgendwie kommen alle Russen, die man am
Berg trifft aus Moskau, zumindest erzählen sie uns das. Wahrscheinlich glauben sie,
für uns bestehe Russland ohnehin nur aus Moskau und St. Petersburg, der Rest
sind "böhmische" Dörfer. Nun, Moskau hat inzwischen wie viele
Einwohner? 14 Millionen? Die müssen ja auch alle irgendwo Urlaub machen. In
diesem Moment vergessen Sie bitte die Rüpel, die sie vom Türkeiurlaub oder wo
auch immer her kennen. Hier geht es um die normalen Russen. Menschen, die für
ihr Geld ehrlich arbeiten müssen.
Das Biest immer im Blick - Elbrus Panorama |
Unser zweiter Bergführer Alexej ist die statistische
Ausnahme, er wohnt in Kursk. Ich für mich nenne ihn den Spiderman. Wenn Sie
seine Hände sehen würden, wüßten Sie, warum. Der Mann ist von Beruf
Kletterlehrer, und hätte ich eine rohe Kartoffel dabei gehabt, ich hätte ihn
gebeten den Seewolf zu machen und die Kartoffel zu zerquetschen. Kartoffeln
waren in diesem Urlaub allerdings Mangelware, wahrscheinlich sind die komplett
zu Schnaps destilliert worden. Vermutlich hätte Alexej das aber auch mit einem
Stein hinbekommen, mit diesen Händen kein Problem!
Immer alles im Blick - Alexej |
Ein Fulltimejob
Am Sonntag bevor Alexej zu uns stieß, ist er Vater einer
kleinen Tochter geworden, da führte er jedoch gerade wieder Touristen in den
Bergen herum. Den Namen seiner Tochter weiß er noch nicht, man überlegt noch
(am Ende wird es Tatjana werden). Es ist übrigens sein viertes Kind, und er
wird seine Familie erst in acht Wochen wiedersehen. Na, dann schläft die Kleine
vielleicht schon durch und schreit nachts nicht GUYS!!!
Ich hab mir übrigens sagen lassen, "Guys" wäre
im englischen geschlechtsneutral. Nun, für mein Kriechkellerenglisch hört es
sich stark nach "Jungs" an, und auf irgendwas muss ich die Poente am
Schluss des Artikels ja aufbauen.
Eine schöne Woche wünscht