Foto: Misch |
Müll im Flußbett - Foto Misch |
Dieser See scheint beliebt zu sein: Am Ufer und in den Büschen gammeln Unmengen Dosen, Flaschen und Tüten vor sich hin. Umweltschutz? Den Menschen hier brennen andere Probleme unter den Nägeln. 25 Jahre beträgt das Durchschnittsalter im Kosovo, in Montenegro und Albanien liegt es etwas höher. Rund 250 € trägt ein Kosovare in der Lohntüte nach Hause. Wenn er denn Arbeit hat, die Arbeitslosenquote liegt bei 60 Prozent. Die Winter im Gebirge können giftig sein, und die Heizölpreise sind es ohnehin.
Titos Erbe
In den 70-er Jahren ging es den Jugoslawen wirtschaftlich
sehr gut. Mit dem Zerfall des Staates gingen gerade im Kosovo ganze Industrien
zugrunde. 1988/89 putschte Milosevic in Serbien und aberkannte dem Kosovo die
autonome Verwaltung. Albanisch als Sprache wurde verboten, 88% der Kosovaren
aber sind Albaner. Man siedelte Serben im Kosovo an, Menschen die im Krieg mit
Kroatien ihre Häuser verloren hatten. Es kam zu Unruhen. Die UCK, die
Befreiungsarmee der Kosovaren wurde von Albanien aus bewaffnet. Schließlich
flog die Nato Luftangriffe. Im Ergebnis entstand der Staat Kosovo als jüngster
Staat Europas. Das Land wird nur von der Hälfte der Staaten der
UN-Vollversammlung anerkannt, weshalb die Kosovaren nur in ihre Nachbarländer
ohne Visum einreisen dürfen. Innerhalb der EU sträuben sich Rumänien und
Spanien gegen die Anerkennung des Kosovo, denn die haben im eigenen Land auch
Minoritäten die eine Abspaltung wünschen und wollen diesen keinen Grund zu
weiteren Aktionen geben. Das alles würgt Wirtschaft und Investitionen ab und
fördert Korruption und Kriminalität.
Wanderwege und Gewitter
Wir überschreiten an diesem Tag drei Pässe, der höchste
davon 2270 m. Wir sind umgeben von millionen Jahren, in Fels gepresst und zum
Staunen aufgestellt. Irgendwann passieren wir die Grenze nach Montenegro.
Überall Blaubeeren, wir futtern was das Zeug hält. Auf dem Kamm erwischt uns
ein Gewitter, es tobt direkt über uns, eine gruselige Erfahrung. Wanderwege
werden zu Flüssen, Flüsschen zu Strömen. Hagel drischt auf uns ein. Und da oben
zelten die Kosovaren um tagaus tagein Blaubeeren zu sammeln.
Foto: Zbulo.org |
Pudelnasse Besucher gerne gesehen
Wir tropfen an allen Enden und trotten ins Tal hinab,
unten soll es mit dem Bus weitergehen. Das allerdings steht noch in den
Sternen: Irgendwo wird ein Staudamm gebaut und die Sandpiste, die sich Straße
nennt, ist oft über Stunden gesperrt. Wir sind im wieder Kosovo und wandeln
zwischen zwei Welten. Am Wege liegt das Ferienhaus eines Kosovaren der es in
Deutschland zum Geschäftsführer einer Clubkette gebracht hat und dort seine
eigene Schnapsmarke kreiert. Ricardo kennt ihn und klopft an. Also werden 17
pudelnasse Wanderer zu Tee, Kaffee und Schnaps ins Haus geladen. Allein: unser
deutsches Wesen scheut den Besen – natürlich wollen wir nichts schmutzig machen
und bleiben draußen. Wir sind so kultiviert, wären wir ins Haus gegangen, wir
hätten vorher über eine Putzkolonne abgestimmt.
Stell dir vor es klingelt an der Türe
Ich stelle mir vor, 17 Albaner
klingeln bei mir Zuhause und fragen nach Tee und Raki an… Sicher ist, ich würde
sie durch die Sprechanlage abwimmeln. Das würde mir in Albanien nicht
passieren, aber dazu das nächste Mal mehr…
Teil 7: Gastfreundschaft und Gastfeindschaft
Den kompletten Bericht (alle bisherigen Teile) gibts entweder hier, oder einfach hier im Blog.