Wow! 401 Marathons in 401 Tagen!? Wie kommt ein Mensch dazu, sich freiwillig eine solche Mammutaufgabe aufzuerlegen? Ausgeprägter Ehrgeiz? Grenzenloser Sportsgeist?! Sicher eine Mischung aus beidem, aber Ben Smith geht es vor allem darum, mit seinem Einsatz Mobbingopfern Mut zu machen und für mehr Selbstbestimmtheit aufzurufen. Wir haben die Geschichte für die Leser des Nordhessencup-Blogs zusammen gefasst.
Früher war er weder sportlich noch mit sich und der Welt im
Reinen. Der heute 34-Jährige war 10 Jahre alt, als seine Klassenkameraden damit
begannen, ihn zu mobben. Seine Eltern waren zu dieser Zeit weit weg in
Deutschland, weil sein Vater, ein Angehöriger des Militärs, in Deutschland
stationiert war. Um ihm mögliche Sprachprobleme im Unterricht und beim Lernen
zu ersparen, schickte die Familie ihren Sohn in eine Schule nach England. 8
Jahre lang wurde Ben schikaniert. Als er sein Studium begann, war er „ein
seelisches Wrack“. „Ich konnte Menschen nicht vertrauen, keine Freundschaften
schließen“, erzählt er.
Kein leichtes Schicksal
Gleich zweimal hat Ben versucht, sich das Leben zu nehmen,
weil er weder zu sich selbst stehen noch mit seiner Vergangenheit abschließen
konnte. Sein Körper zeigte ihm seine Grenzen auf, als er mit 31 Jahren einen
minder schweren Schlaganfall erlitt. Dieses Ereignis rüttelte ihn wach. „Ich
übernahm Verantwortung für mein Leben“, sagt das ehemalige Mobbingopfer, „und
hatte mein Coming-out“. Er begann sich selbst so zu akzeptieren, wie er ist.
Lebensmut durch Laufen
Um etwas gegen sein Übergewicht zu tun, begann Ben zu
laufen. Er wollte seinem Körper nach dem Schlaganfall dabei helfen, wieder
gesund zu werden. Und das Laufen tat ihm gut: er entwickelte sich vom
Unsportlichen zum begeisterten Sportler und nahm sogar an Marathons teil. 2012
kam ihm die Idee, 401-Marathons in 401 Tagen zu absolvieren. Pro Tag entspricht
das der gängigen Marathonstrecke von etwas mehr als 42 Kilometern. Am 1. September
2015 startete er sein Vorhaben – mit beachtenswerter Unterstützung.
Laufen für den guten Zweck
Seine Familie und Freunde halfen bei der Vorbereitung des
Projekts und 250 Laufclubs organisierten die Streckenplanung. Während seines
Mega-Marathons durchquerte Ben 309 Orte und wurde Stellenweise von 8.000
Mitläufern begleitet. Er konnte mit seinem Auftritt auf seiner Facebookseite auch
300 Therapeuten dazu bewegen, sich dafür einzusetzen, dass Schulen spezielle
Angebote für Mobbingopfer anbieten. 100 Schulen ließen sich dazu inspirieren.
Und das ist noch nicht alles: mit seinen „Dauerlauf“ sammelte der Sportler rund
275.000 Pfund an Spenden, umgerechnet 311.950 Euro, die er Organisationen für
Mobbingopfer zukommen ließ. (Auch der Nordhessencup wird übrigens 2017 für den guten Zweck laufen!)
Was Ben damit sagen will
Am 05. Oktober 2016 überquerte Ben schließlich die Ziellinie
in seiner Heimatstadt Bristol. Das Laufen an sich war nicht der wichtigste Teil
seiner Mission, sondern diente vielmehr als Sprachrohr. „Die Herausforderung
dreht sich darum, Menschen zu zeigen, dass es egal ist, was du durchmachst, es
kann immer etwas Positives entstehen. Wenn du das willst." Mit seiner
selbstauferlegten Challenge, bei der er übrigens über 16.000 Kilometer zurücklegte,
hat Ben Smith hoffentlich anderen betroffenen Mobbingopfern Mut gemacht, ihr
Leben nicht von anderen bestimmen zu lassen.