Unterwegs im Kaukasus 9 - Wo bitte gehts ins Badezimmer?

Home sweet home
Die Botchis sind eine Art Wohntonnen für je sechs Personen. Auf ergonomisch weniger ausgereiften Pritschen breiten wir die Schlafsäcke aus und machen erste Liegeversuche.



Kommunismus = Sowjetmacht + Elektrifizierung (W.I. Lenin)

An den Wänden haben sich Bergsteiger aus allen Nationen jugendfrei verewigt und es gibt sogar zwei Fenster, die sich jedoch nicht öffnen lassen. Die Tonnen sind  sehr gut isoliert, für Notfälle steht ein Radiator bereit. Strom ist da, auch wenn die Verkabelung Mut und großes Vertrauen erfordert. Früher war das ganze Gelände mal eine Betonplatte auf der man die Botchis und einige Container aufgestellt hatte. Den Beton hat der Berg längst in einen Parcours verwandelt, die Botchis stehen immer noch da.


Respekteinflößender Schaltschrank


Ich überlege, ob man einen Koller bekommt, wenn das Wetter einen länger in diesen Dingern gefangen hält. Zu unserem Glück hätten wir Til in unserer Botchi. Der kennt unzählige Geschichten aus jedem Winkel der Welt, uns würde nicht langweilig.

Das Badezimmer mit Aussicht

Sanitäranlagen... Vielleicht sollten Sie den Absatz überspringen. Etwas unterhalb der Botchis steht das Kellergeschoß dessen, was mal ein Haus war. In die Decke dieses Kellerrohbaus hat man drei Löcher gestemmt und Wellblechhäuschen drübergestellt, fertig ist die Toilettenanlage. Die Reaktionen gehen von Belustigung bis Verzweiflung. Ich bin weniger überrascht, die sowjetische Armee wandte diese Sanitärbauweise in der DDR durchaus früher schon an.


WC ist vielleicht nicht das richtige Wort


Mehr will ich dazu nicht schreiben, nur so viel: Ich hab in den Tagen irre viel Schokolade gegessen, die stopft bekanntlich.
Allerdings ist die Aussicht vom Klo grandios, denn man lässt die Tür der Örtlichkeit besser offen. Schöner sch.... geht nimmer :) Wann blickt man dabei schon jemals auf Gipfel die 5000 Meter in den Himmel ragen?


Die Ruhe vor dem Gipfelsturm

Nachdem wir uns eingerichtet haben, schlendern wir rüber in den Küchencontainer. Wir haben unsere eigene Köchin mit rauf genommen, Galina. Und die zaubert auf zwei Herdplatten Menüs für hungrige Bergsteiger, dass denen die Ohren wackeln. Galina wohnt mit anderem Personal in einer der Botchis und hat quasi 24 Stunden Dienst. Die Bergtouren beginnen zwischen Mitternacht und zwei Uhr in der Früh, und Galina hat das Frühstück und die Lunchpakete immer pünktlich fertig.



Unsere Köchin Galina und der Hausmeister vor der Kantine

Unter den Botchis parken die Pistenraupen, die jetzt im Sommer mehr Bergsteigerbus sind. Um die Ecke gibt es eine Bar, mit Flaggen und Mitbringseln aus aller Welt ausgestattet; es geht das Gerücht um, das Klo dort soll besser sein. Die Bedienung ist so kühl wie das Bier, das übrigens nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird. Heute ist Dienstag. Donnerstag ist für den Gipfel vorgesehen, Freitag Reservetag. Die Wetteraussichten sind grandios, Hochdruck ohne Ende. Trotzdem stehe ich am Abend vor den Botchis, schaue auf den Gipfel und muss an meine Gedanken im Flugzeug denken: Da kommen wir nicht hoch. Seltsam, wie das Bauchgefühl am Ende passt und das Ergebnis einen dann doch überrascht.

Köstlich




Im nächsten Beitrag geht's dann aufwärts. Oder doch nicht?




Eine schöne Woche wünscht Euch Olaf




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