Nordhessen, unendliche Weiten: Vom Alheimer nach Melsungen

Nordhessen, unendliche Weiten

Zwischen Trail und Schotterpiste, Wiese und Waldweg, Fernsicht und Kunst am Wegesrand - die Route vom Alheimer nach Melsungen hat einige Höhepunkte. Zu empfehlen auch als Wanderung von Melsungen aus, mit fröhlicher Einkehr im Hofgut Guttels. Und wie kommt man wieder nach Hause? Indem man am Tag zuvor das Auto am Alheimer parkt und nach Hause läuft. Das ist nichts für schwache Nerven: Denn unterwegs fühlt man sich gelegentlich beobachtet.

Der menschliche Körper weist einige Konstruktionsmängel auf. Zähne zum Beispiel: lebenslang Baustelle. Andere Sachen wiederum scheinen auch mal besser zu werden, mein linkes Knie zum Beispiel. Und was tut man, wenn der Schmerz nachlässt? Richtig, mal hämmert die Anmeldung zum Rennsteiglauf in den Rechner. Nun müssen schnell noch ein paart Trainingskilometer her.

Ein Höhenweg mit Kultur

Der Alheimer ragt über Rotenburg markant aus dem Bergeinerlei heraus. Lohnenswert ist die Besteigung des Aussichtsturms am Gipfel, nicht nur der Aussicht wegen. An der Alheimerhütte lässt man das Auto stehen und läuft in Richtung Norden los, umrundet den Alheimer knapp zur Hälfte und biegt bald rechts in den Ars-Natura ein, immer schön dem Wanderweg X3 folgend.

Es läuft sich gut auf dem weichen Waldboden. Frisches Grün allenthalben, nur die Trockenheit bis zum Mai macht auch vor Nordhessens Wäldern nicht halt. Wasserlöcher und Schlammsuhlen gibt's hier oben jede Menge, aktuell sind alle trocken und so manches Wildschwein vermisst sein Badezimmer. Am Wegesrand findet sich ein Art Bestattungskunstwerk. Sieht aus wie ein verdorrter Läufer, denke ich und nehme einen kräftigen Zug aus dem Trinkrucksack.


Kunst am Wegesrand oder verdursteter Läufer?

Der Weg steigt und fällt, und mündet viel zu schnell in eine Wiese ein, der Blick dürfte von hier bis Thüringen reichen, spekuliere ich mal. Bald liegt der Alheimer zur Linken, ist die Metzebacher Höhe passiert, die so heißt obwohl sie ein "Tiefpunkt" der Strecke ist, steigt es wieder in den Wald hinauf.
Sicher, einsam ist´s hier oben. Nordhessen, unendliche Weiten eben, die vielleicht noch nie ein Mensch betreten hat. Trotzdem beschleicht einen ab und an das Gefühl: Du bist nicht allein.


Big Brother

Hinter der Metzebacher Höhe wartet ein Rastplatz der besonderen Art: Die coolste Pausenbank in Nordhessen. Okay, morgen beim Wandern wird hier eine Jause genommen, heute lauf ich weiter.


Idealer Rastplatz mit Fernsicht. Gipfelschnapsfähig:)

Vorbei am Dreikönigsstein, der so heißt und eine Krone trägt, ansonsten aber mit Königen so viel zu schaffen hat wie all die anderen Steine am Wegesrand. Abwärts geht's nun bis zum Herzblumenplatz, den X3 verlassend und nach Eubach runter.

Nordhessen sagenhaft

Über Eubach liegt die Lichtung Schönewaldskirchen, wo einst ein Dorf und eine Kirche gestanden sind. Auch spukte hier früher die Weiße Frau umher, aber davon gibt's ja immer mal wieder welche. Sooft ich da gelaufen bin, einer Dame die in weißem Gewand über die Wiese schwebte bin ich nie begegnet. Gegenüber Eubach geht's mal richtig bergauf, vorbei der Genußlauf. Aber nicht für mich, ich schlage dem Berg ein Schnippchen und laufe nach Altmorschen runter um von dort weniger steil aufzusteigen. Kaufmannsrast, Blaue-Pfütze und Adelshausen folgen. Ein Abstecher an der Fulda, und voll sind die 31 Kilometer. Das Knie hält - was will ich mehr. Und die Route werde ich am nächsten Tag auf der Wanderung wieder gehen. Im diesem Moment allerdings ist die Aussicht für mich wenig verlockend. Knie hin oder her: Für heute reichts mal wieder.

Viel Spaß beim Sport wünscht
Olaf

Dieses Blog durchsuchen