Menschen beim Nordhessencup: Emma oder die Leichtigkeit des Seins






Sie sind das Salz in der Suppe, auch wenn sie einem manche Suppe versalzen können: Kinder!
Dabei will man sie ständig auf den rechten Weg zerren: Eine bessere Ausbildung sollen sie bekommen oder einen anderen Beruf als die Eltern - auf alle Fälle einen anderen Beruf! Aber wer käme wohl auf die Idee sie sollten das Laufen lassen, nur weil man selbst läuft?

Emma Lattek vom TSV Obervorschütz ist durch ihre zweite Nordhessencupsaison gerannt. Sechs Läufe muss ein Bambini absolvieren um in die Endwertung zu kommen. Emma aber ist Fan des Nordhessencup und legte in Niedermeiser freiwillig ihren siebten Lauf hin. Und ist es nicht eine Freude, Emma und ihren kleinen Kollegen zuzusehen?

Der Blick "nach unten" auf die Bambiniklasse lohnt für uns Erwachsene. Denn was denken und fühlen wir selbst vor und während eines Volkslaufs? Meist zieht es im Bauch und das Herz kennt keinen Ruhepuls mehr. Nach dem Start schießt man los und fragt sich zuweilen, ob man den nächsten Nordhessencup lieber im Schwimmbad verbringen sollte. Wenns nicht regnet ist es zu heiß. Und wenn das Wetter stimmt, ist es zu früh oder zu spät. Man läuft sich Blasen oder Krämpfe oder bestenfalls müde Knochen, nur um all das wieder vergessen zu können; hinter der Ziellinie mit einem Becher Hütt in der Hand. Doch die besten Läufe legt man immer noch hin, mit Freude beim Laufen. Nur wie geht das?

Emma macht es uns vor. Auch wenn sie dieses Jahr der Ehrgeiz gepackt hat und ihr zwei Zweite Plätze einbrachte: Emma läuft weil ihre Eltern laufen. Die Liebe zum Laufen ist ein Teil der Liebe, die Familien zusammenhält. Und das funktioniert nur mit Freude an der Sache. Druck und Zwang sprengen jede Freude in Millionen Splitter aus Frust.

Emma denkt noch nicht über Zeiten und Platzierungen nach. Da überlegt sie eher, ob sie im Feenkostüm starten darf. Und in der letzten Saison legte sie auf der Bambinirunde ein Päuschen ein, setzte sich ins Gras und pflückte Blumen. Stellen wir uns gerade mal vor, die Führenden beim 10-KM-Lauf halten inne um Gänseblümchen aus der Wiese zu zupfen! Was für phantastische Bilder gäbe das - und was für einen grandiosen Blogbeitrag!

Wir Erwachsene laufen hirnlastig: Ist ja gesund, macht schlank und schön, gibt Urkunden und Preise...
Den Bambinis fehlt diese Zivilisationsschlacke im Kopf. Sie laufen einfach. Emma läuft aus purer Freude. Es irritiert sie auch nicht, dass ihre Geschwister zum Laufen einen Ball brauchen. Emma läuft weil es sie glücklich macht, weil es ihre Eltern glücklich macht, weil es die Zuschauer glücklich macht.
Glück, das liest man in tausenden Ratgebern, speist sich aus einfachen und ehrlichen Handlungen. Unsere Kinder wissen das noch, Emma weiß das noch. Und was ist einfacher und ehrlicher als Laufen?

Wie heißt es doch, sehr frei interpretiert, in einem alten Märchen der Brüder Grimm? Glück sei das Salz in der Suppe!

Hoffen wir darauf, dass uns Emma und alle anderen Bambinis noch viel Salz in die Nordhessencupsuppe streuen werden! (Zum Beispiel beim Nordhessencup 2017)

Sportliche Grüße

Olaf

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